Enterprise Architecture Management ist wahrlich nichts Neues. Oft kann man als Berater den Eindruck gewinnen, dass es in den Organisationen geradezu aus der Mode gekommen ist, ernsthaft über die Chancen und Möglichkeiten eines ausgewachsenen EAM zu reden. Die Vorwürfe lauten: "zu starr", "zu langsam", "zu teuer", "zu IT-lastig" und dergleichen mehr. Tatsächlich ist es in Organisationen zu beobachten, dass vor Jahren erste Erfahrungen mit TOGAF und Co. gemacht wurden. Aber irgendwie hat es scheinbar nichts gebracht (Wo waren die KPI?). Höchste Zeit für einen Relaunch. Damit der gelingen kann, möchte ich hier ein Grundsätze bzw. Richtlinien benennen, von denen ich behaupte, dass sie bei der Einführung von EAM helfen. Es müssen auch Branchenspezifische Eigenheiten berücksichtigt werden, aber in der ersten Näherung gelten diese Grundsätze übergreifend.
Zur Etablierung bzw. beim Relaunch von EAM ist die Umsetzung von sieben Prinzipien hilfreich. Warum gerade sieben, nicht drei und nicht zehn? Sieben Grundsätze können gut verarbeitet werden, drei Grundsätze werden der Komplexität nicht gerecht und zehn sind schwer voneinander abzugrenzen.
1. Prinzip: EAM ist zentral.
Die Enterprise-Architektur sollte zentral etabliert werden. Als Teil der Unternehmenssteuerung ist sie weder nur IT noch nur Fachbereich, sondern ist eine übergreifende Stabsfunktion. Sie ist als Governancefunktion definiert. Es ist durchaus möglich, neben einer zentralen Governancestruktur, eine dezentrale Struktur zu etablieren. In jedem Fall ist darüber zu entscheiden, über welche Elemente die Governance gilt. Gerade in agilen Umgebungen ist das ein zentraler Punkt.
2. Prinzip: Der Unternehmensarchitektur hat Richtlinienkompetenz.
Der Enterprise-Architekt leistet einen wesentlichen Beitrag zur Operationalisierung von IT- und Geschäftsstrategie. Diesem Anspruch kann er aber nur gerecht werden, wenn er bei Architekturfragen Richtlinienkompetenz hat. Auf Basis von Empfehlungen kann Architektur nicht wirken. Oft ist dies eine Herausforderung in der öffentlichen Verwaltung, denn dort gilt die Resssorttrennung.
3. Prinzip: Unternehmensarchitektur und Projekte arbeiten zusammen.
Die Unternehmensarchitektur wünscht sich, dass Umsetzungsprojekte die Vorgaben der Unternehmensarchitektur achten (siehe 1. Prinzip). Dazu begleiten Vertreter der Unternehmensarchitektur die Architekturentwicklung in den Projekten. Die Anforderungen aus den Projekten führen auch zu Anforderungen an die Enterprise-Architektur. In Abhängigkeit von Unternehmensgröße und Projektportfolio sind mehrere Mitarbeiterkapazitäten notwendig, um die Unterstützung zu leisten.
4. Prinzip: Die Enterprise-Architektur erzeugt eine ganzheitliche Sicht auf Geschäft und IT.
Grundsätzlich ist es der Anspruch des hier diskutierten Ansatzes, dem Business eine bessere IT-Unterstützung zu geben, um letztendlich gemeinsam einen höheren Wert zu erzielen. Darum ist eine Technologie oder IT getriebene Sicht nicht ausreichend.
5. Prinzip: Die Architekturvision gehört dazu.
Eine Architekturvision enthält das Zielbild der Unternehmensarchitektur, das zu einem zukünftigen, aber absehbaren Zeitpunkt, erreicht sein wird. Daran richten Umsetzungsprojekte ihre Zielsetzung aus.
6. Prinzip: Enterprise-Architektur-Management ist „Lean“.
Die Unternehmensarchitektur ist so definieren, dass sie effizient ist und für alle Beteiligten messbaren Nutzen bringt. Überflüssiges ist dabei „über Bord“ zu werfen.
7. Prinzip: IT- und Geschäftsstrategie sind die Basis für EAM
Wesentliche Ergebnisse der Unternehmensarchitektur sind von der IT- und der Geschäftsstrategie abgeleitet. Das EAM ist als Unternehmenssteuerungsfunktion hier zu verankern.